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KONSEQUENZ: Des einen Segen – des anderen Fluch

DAS Schlagwort in Sachen Hundeerziehung mal näher betrachtet…

Konsequenz (von lateinisch consequi ‚folgen‘, ‚erreichen‘) ist eine – oft zwingende, mindestens jedoch mögliche Folgerung. Ebenfalls bedeutet „Konsequenz“ die Folgerichtigkeit[1] des Handelns einer Person. Das gegenteilige Verhalten wird dementsprechend als „inkonsequent“ bezeichnet, etwa, wenn eine angekündigte Handlung unterlassen wird.

Welcher Hundebesitzer kennt nicht die alltäglichen, immer wiederkehrenden Konfrontationen mit diesem Wort?
K O N S E Q U E N Z.

  • als liebevoller Rat:
    „Sei doch einfach etwas konsequenter“
  • als wohl-meinender Tipp:
    „Also mit mehr Konsequenz würde er besser folgen“
  • als bezahlter Trainings- bzw. Hausaufgabenauftrag:
    „Setze die Schritte konsequent um, setze deine Vorgaben konsequent durch, dein Hund muss wissen, dass es dir ernst ist / dass du dahinter stehst“

Ja. Ja! JAAAAAA!!!!!!

Wenn wir in der Hunde-Community ein Wort des Jahres wählen würden, wäre es vermutlich dieses: KONSEQUENZ.

– oder wäre es das Unwort des Jahres?
Auch dazu taugt es allerdings prima, weil „konsequent sein“ einen ja oft fast bedrohlichen, zumindest sehr anstrengenden Touch hat…
…fragt sich nur für wen? – für den Hund tatsächlich oder für die Komfortzone des Hundehalters 😉?

Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes: folgen, erreichen.
Aha, also Folgen, die meinen Hund erreichen. Ja, das ist tatsächlich schon sehr treffend formuliert.

Was ein Hype um ein Wort: KONSEQUENZ.

Warum macht uns dieses Wort regelmäßig ein schlechtes Gewissen, motiviert uns, lässt uns wissend nickend oder völlig verrückt, alles drei gleichzeitig?

Weil es stimmt. So gut wie alles…

Konsequenz drückt sich idealer Weise „liebevoll“ aus. Nicht im Sinne von hätschelnder Nachsicht, sondern das Beste für den Hund wollen. So definiert sich doch Liebe: den anderen glücklich machen, den anderen und seine Bedürfnisse erfühlen und sie erfüllen, auch hin und wieder gegen die eigene Trägheit/Unlust…

Warum ist etwas, was für mich durchaus schwierig ist, für den Hund „liebevoll“?

Obige Definition beschreibt gegenteilig:
Wenn eine angekündigte Handlung unterlassen wird, dann ist das inkonsequent.
Stimmt wohl. Und gehen wir weiter, es ist auch:

  • enttäuschend
  • frustrierend
  • unglaubwürdig
  • verunsichernd….

Alles Worte, die in einer „liebevollen“ Beziehung nichts zu suchen haben, – oder?
Und ja, wenn ich etwas ankündige und die Folge bleibt aus, dann fühlt man sich so…

Warum sind wir dann sooft so verdammt inkonsequent?
Weil konsequent sein auf den ersten Blick nicht unbedingt bessere Gefühle macht?
Oder ist das Typsache? Oder was oder wie?

Wenn Inkonsequenz meinen Hund enttäuscht, gibt Konsequenz ihm dann gleich Zuversicht?

Beantwortet euch diese Frage selbst…
Ja tut sie, denn wenn auf Angekündigtes auch tatsächlich das Angekündigte folgt, erreicht es meinen Hund. Er wird nicht enttäuscht werden und seine Zuversicht in meine Ankündigungen wächst.

Auch mit Frustration wäre Schluss, denn wenn der Hund nicht weiß ob oder ob nicht, wie soll er erfüllt mit mir im Einklang agieren? Er muss doch erstmal die Frustrationen verarbeiten, die ihm beschert werden dadurch, dass ihn meine Ankündigungen nicht erreichen…

Und das nächste ist unser Lieblings-Ersatz-Wort für KONSEQUENZ: Glaubwürdigkeit.
Ja, ein Hund muss seinem Besitzer glauben und an seine Führerschaft glauben. Dazu ist es doch unabdingbar, dass ihn meine Ansagen erreichen und er keine Konflikte mit ihnen hat:

  • Könnte er es sich anders überlegen?
  • Könnte es doch nicht so wichtig sein?
  • Könnte sich der Inhalt ändern?
  • Könnte könnte könnte…

Jedes „Könnte“ steht der inneren Gewissheit im Wege, dass alles läuft und funktioniert.

Wenn auf eine Ankündigung nicht das Angekündigte folgt, dann ist das verunsichernd. Wie soll man das nächste Mal mit Ankündigungen umgehen? Wie nur findet man verflixt nochmal raus, welche Ankündigungen eintreten und welche nicht folgen? Was ein Stress und was ein intuitiv notwendiger Aufwand abzufragen, nachzubohren und auszutesten…

Ersetzen wir das im Text verwendete Wort Ankündigungen nun beispielsweise durch ein simples Kommando wie „Sitz“.

Wenn Sitz angekündigt wird und nun nicht auch Sitz folgt, dann muss ich meinen Hund erreichen und für das Sitz eintreten. Selbst wenn das Sitz an sich gar nicht so wichtig für mich ist, geht es doch um das Prinzip dahinter: DASS MEIN WORT GILT!

Damit drücke ich Priorität aus und schaffe Zuversicht in meine Kommandos. Ich verhindere den Stress des Abfragens und einen mega Berg Frustration.

Warum lasse ich dann nicht jedem Sitz auch ein Sitz folgen? Aufs Erste Mal und im immer gleichen Reaktions-Zeitfenster? WARUM?

Weil ich ein Mensch bin und mich emotional verbunden habe mit dem Hund, das führt zu Interpretationen, Manipulationen, Verständnis, Mitleid,… Und weil ich als Kommandogeber das volle Ausmaß meiner Verantwortung gar nicht immer tragen kann, ich bin auch mal erschöpft, gestresst, müde und im Kopf woanders…

Um Konsequenz zu leben, müssen meine Vorgaben nämlich genau die sein, die ich meinem Hund ersparen möchte – und ich muss mich dabei fast gänzlich selbst tragen:

Ich darf nicht enttäuscht sein, wenn etwas nicht klappt, sondern meine Zuversicht muss dann erst Recht landen. Ich darf mich nicht frustrieren lassen von Rückschlägen oder Abfragen seitens des Hundes, ich habe es selbst so verursacht, sondern ich nehme voller Motivation jede neue Herausforderung an meine Glaubwürdigkeit an.

Ich muss mir selbst glauben und an mich selbst glauben, an mein Know-How, meine Energie, meine Präsenz und Wirkung, sonst erreiche ich meinen Hund nicht und er kann diese Haltung nicht spiegeln: An mich glauben!

Wie oft brechen Hundebesitzer ihre Handlungen ab, weil sie verunsichert sind, nicht genau wissen was sie (noch) tun sollen – und zack ist genau diese Stimmung im Hund gelandet. Verunsicherung. Wenn ich mir nicht sicher bin, wie kann es mein Hund sein?

Sage ich „Sitz“, ohne dass Sitz dann auch rauskommt, kann das aus Sicht des Hundes ja nur daran liegen, dass ich mir nicht sicher bin damit, keine Prio auf dieses Kommando und auf die Situation setze, dass ich nicht überzeugt bin von Sitz, vielleicht weiß ich es selbst nicht was es bedeutet, bin zu aufgeregt oder zu abgelenkt für ein simples Sitz…?

Denn würde ich an mein Sitz „glauben“, dann würde ich doch alles tun, damit es umgesetzt wird. Zielstrebig, effizient und energisch, ohne zögern – und zack in dieser Stimmung würde mein Hund dann auch landen. Yeah!

Lest dazu ganz sachlich den Artikel vom Kommando bis zur Ausführung und geht rationaler an dieses zugegeben sehr emotionale Thema ran. – Blogartikel kommt demnächst ;-)…

Ja, konsequent sein ist viel mehr als ein Wort.
Es ist eine Gesinnung.
Ein KODEX für meinen Hund.

Es ist ein Versprechen auf meine stabile und sichere Führung, auf meine Präsenz. Es garantiert dem Hund, dass ich bereit bin sein Wohl über meines zu stellen, nicht sein körperliches, das vorausgesetzt, sondern sein MENTALES. Es sagt zu, dass ich die WERTE meines Hundes teile: Zu meinem Wort und meiner Führerschaft stehen, auch wenn ich dazu meinen Komfort verlassen muss, Konflikte lösen, auch wenn es mich selbst in die Bredouille bringt, die Ordnung und Stabilität im „Rudel“ zur Priorität zu machen und nicht meine menschlich-emotionale Bedürfnisbefriedigung.

Ja in diesem Wort fassen sich alle nötigen Tugenden und Talente für Be- und Erziehung zusammen.
Und nun könnt ihr entscheiden, ob es für euch DAS WORT oder das UNWORT des Jahres 2022 wird…

Euer Team SYSDOG

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