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LERNTHEORIE – Langweilig oder Leitfaden für Deinen Alltag?! Teil1

Der Hundetrainer redet und erklärt sich um Kopf um Kragen und alle Anwesenden lächeln und nicken, Lerntheorie, seufz, lass es bald vorüber sein, ich will PRAXIS! So oder so ähnlich denken die meisten Hundebesitzer, die uns oder eine andere Hundeschule besuchen…Aber das, was scheinbar graue Theorie ist, ist in Wirklichkeit VOLL eure Praxis!

Euer gesamter Alltag mit dem Hund wird bestimmt und gestaltet von Lerntheorie:

  • Was verknüpft dein Hund?
  • Welche Verhaltensweisen hat er sich angewöhnt und/oder willst du ihm an- oder abgewöhnen?
  • Wie funktioniert das?
  • Was versteht er und wie ordnet er dich und dein Verhalten ein und zu?

Je korrekter im Sinne der Natur- und Lerngesetze ihr euch verhaltet, desto optimaler wird euer Training laufen.
Also lass dich JETZT einfach mal ein auf die „trockene“ Theorie und mache DEINE persönliche Praxis daraus 😊.

Starten wir mal mit einer grundsätzlichen Sortierung, Differenzierung und Erklärung von Fachvokabular und welchen Bezug das zu deinem Alltag hat:

Was ist Lob? – und was positive Verstärkung?

Beides benutzt du mit Sicherheit im Umgang mit deinem Vierbeiner.
Weißt du den Unterschied und kennst du die Konsequenzen für deinen Alltag?

Lese folgende Geschichten und finde den Unterschied:

Frau Müller geht mit Bello spazieren. An der nächsten Kreuzung bleibt Bello stehen. Er weiß nicht wohin es weiter geht und schaut fragend zu seinem Frauchen. Frau Müller freut sich sehr über diese Kontaktaufnahme und ruft „prima Bello“ und wirft ihm einen Keks zu.

*** 

Frau Müller geht mit Bello spazieren. An der nächsten Kreuzung bekommt Bello das Kommando „Warten“, denn Frau Müller kann das Gelände nicht weiter einsehen. Bello hört auch brav und Frau Müller ruft „Prima Bello“ und wirft ihm einen Keks zu

Und hast du den Unterschied gefunden?
– Es ist das Kommando.

In der ersten Geschichte zeigt der Hund das gewünschte Verhalten von sich aus, zufällig und im situativen Kontext. Dieses Verhalten wird nun verstärkt von der Reaktion des Frauchens. Dies wiederum wird dazu führen, dass Bello öfter Rücksprache an dieser Kreuzung hält. Dies ist eine POSITIVE VERSTÄRKUNG eines gewünschten Verhaltens, ungeplant entstanden im Alltag.

Du kannst gewünschtes Verhalten auch ganz gezielt herstellen und dann positiv verstärken, so beginnen wir das Kommando-Training zu Hinsetzen/Legen und der Seitensortierung. Du stellst eine Situation her, in der dein Hund das Verhalten zeigt, dass du üben willst:
Du führst beispielsweise das Leckerchen vor seiner Nase langsam zu Boden und bedeckst es mit deiner Hand, dein Hund wird sich nun vorne „bücken“ und sich irgendwann ganz hinlegen, all dies verstärkst du. Das tust du bis er sich immer gezielter, schneller und geübter hinlegt.

In der zweiten Geschichte bekommt Bello ein Kommando, einen Auftrag was an der Kreuzung seine Aufgabe ist, diesen erfüllt er und wird belobigt. Dies ist ein klassisches LOB für eine korrekt ausgeführte Übung: vorbereitet, antrainiert und im Alltag nun eingebaut und ausgeführt.

Bleib gedanklich nun in der ersten Geschichte: mit deiner Verstärkung formst du ein Verhalten:
Je intensiver du verstärkst, desto öfter wird Bello dieses Verhalten zeigen. Logo!

  • Aber ist es damit abrufbar?
  • Kannst du es so sicher etablieren?
  • Wie kannst du deinen Bello besser steuern?

…nehme es unter SIGNALKONTROLLE:

An dieser Stelle kannst du das erste Mal optimieren: Du entwickelst das geformte Verhalten zu einem Kommando weiter, bis du den Stand der 2ten Geschichte hast: Mit dem Kommando „Warte“ rufst du ein bestimmtes Verhalten ab, dass du auch belohnst. Du hast das positiv verstärkte und geformte Verhalten deines Hundes unter Signalkontrolle genommen. Du kannst Bello nun ins „Warte“ kommandieren und bist nicht mehr aufs Abwarten und seine Selbständigkeit angewiesen.

Was heißt das genau?
Du hast ein Signal mit diesem Verhalten verknüpft, um es zu kontrollieren. Du willst ja nicht mehr warten bis/ob dein Hund anhält, du willst steuern. Damit bist du einen ersten Schritt weiter!

Kontrolle heißt erstmal nichts anderes als Verwaltung: Mit deinem Kommando beginnst du eine Handlung, du forderst zum Anhalten auf, die Gestaltungsphase beinhaltet das Warten = stehen bleiben, zur Beendigung erteilst du eine Freigabe zum Weiterlaufen. Bis zur Freigabe wartet dein Hund!


Was stecken für Konsequenzen in dieser ersten Optimierung?

Erstens: Um die Verwaltung über das Beginnen zu verbessern kannst du die Signalkontrolle nun voll ausschöpfen und die Wichtigkeit deines Kommandos demonstrieren: belohne nun selbständig gezeigtes Anhalten nicht mehr, sondern nur noch von dir aufgefordertes Warten. Möchte Dein Hund Belohnung haben, so wird er sich nun auf dein Signal konzentrieren. Er braucht dein Kommando, um an die Belohnung zu kommen. So ist auch bettelndes und aufmerksamkeits-manipulierendes Verhalten gleich vom Tisch.

Zweitens: In dem Moment, wo du ein Kommando gibst, übernimmst du damit Verantwortung und zeigst Führungsambition. Das heißt für die Beziehung zwischen dir und deinem Hund, dass ein Funktionieren deine Führung stützt, ein Nicht-Funktionieren deine Position schwächt, das Kommando und eventuell auch dich unglaubwürdig macht. Wo immer du ein Kommando gibst, brauchst du also auch einen Plan B! Was tust du, wenn der Hund nicht gewünscht korrekt reagiert? – Er ist schließlich keine programmierte Maschine, sondern ein lebendiges Geschöpf.

Drittens: Jedes Kommando, das du benutzt, braucht eine intensive Phase der Verstärkung = Anlernen. Ohne diese Intensivierung und den Prozess der Signalkontrolle kann sich das Signal nicht optimal im Hirn verhaften, – warst du tüchtig und hast wirklich JEDES Signal auf das du dich berufst ausführlich angelernt = verstärkt und konsequent unter Signalkontrolle genommen? Hole das bei Bedarf nach und arbeite korrekt, dein Hund wird es dir zeigen!

Im Fortgang dieser Blogartikel-Reihe wirst du noch viele Informationen für eine verstehende und verständliche Praxis erhalten, die du für dein Alltags-Training mit deinem Hund brauchst.

 

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Christian Beck

    So genau habe ich mir ehrlich gesagt noch nie Gedanken darüber gemacht. Loben war für mich früher immer das selbe. Hat er was gut gemacht wurde mein Hund gelobt, egal ob mit Komando oder ohne. Da ich es jetzt besser weiß werde ich mich denk ich mal anders verhalten ihm gegenüber. Hat er was gelernt zu tun ohne ein Kommando von mir behoben ich ihn stärker, denn er hat ja das verhalten schon gelernt. Dieses stellt eine größere Aufgabe für ihn da, denn dabei ist er den ganzen Lernprozess durchlaufen.

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